Sieg ohne Trainer und Kapitän

Nemanja Rujevic sprang für den verhinderten Teamchef Bahri Cani ein – prompt siegte die DW souverän gegen einen starken Abstiegskandidaten Bonobo United. Am jüngsten Spieltag sicherte der Trainer-Novize zudem mit seiner Elf den vorzeitigen Klassenerhalt in der Bonner Fußball-Liga.

Es wird viel über Konzepttrainer geschrieben, analysiert und berichtet: Julian Nagelsmann, Domenico Tedesco oder Roger Schmidt… Nachdem der etatmäßige Trainer  Bahri Cani und Kapitän Johann für das Spiel am Montag, 5. November, absagen mussten, stellte sich Nemanja Rujevic (Jahrgang 1987) der Verantwortung. Das Besondere am jungen Übungsleiter: Er predigt seinen Konzeptfußball nicht nur, sondern lebt ihn auch auf dem Platz vor. So variierte die taktische Aufstellung der Mannschaft sehr variabel. Nemanja selbst fand man im Sturm, im Mittelfeld, in der Abwehr und auf der Ersatzbank.

Die DW konnte sich gut auf die jeweiligen Situationen einstellen. Die Elf startete mit einem 4-4-2-System und hatte nach anfänglichen Unkonzentriertheiten das Spiel bald unter Kontrolle. Immer wieder konnten die laufstarken Bonobos vom eigenen Strafraum ferngehalten werden. Bei Fernschüssen hielt Nima das Tor sauber, obwohl er gesundheitlich angeschlagen, erst kurz vor Spielbeginn in den Kader rückte. Die Viererkette um Jonathan, Florian, Rachid und dem Autor stand solide und rückte stets clever auf. Die beiden Sechser Simon und Charif fingen viele Bälle ab. Auf den Flügeln machten Kris und Uwe Tempo. Vorne übten David und Nemanja Druck auf die gegnerische Abwehr aus. Beide Mannschaften neutralisierten sich in der ersten Hälfte, es ging torlos in die Pause.

Feuerwerk in Halbzeit zwei

Für den noch mit Trainingsrückstand ausgewechselten Uwe kam Mo nach 30 Minuten ins Spiel. Nemanja gönnte dem Autor eine Verschnaufpause, sodass Arber zur zweiten Hälfte auflief. Bei beiden Wechseln zeigte sich einmal mehr das Talent des Trainers. Motiviert durch die inspirierende Halbzeitansprache, agierte die DW ruhig und geordnet.

 

Nach einem Abschlag von Jonathan verlängerte Kris per Kopf zu Mo. Der startete links durch in die Box, sodass David den Querpass locker veredeln konnte: Vertikales Spiel auf einer Breite von 15 Metern und nur drei Stationen bedeuteten die 1:0-Führung für die DW. Taktisch und spielerisch ein Leckerbissen für jeden Fußballliebhaber. 

Pech dann beim Ausgleichstreffer in der 60. Minute. Nach einer langen Ecke von United schien der Ball bereits geklärt. Fünf Weiß-Blaue standen auf der Linie, sechs Mal wurde versucht, den Ball aus dem Strafraum zu prügeln, zum Schluss flipperte der Ball unglücklich ins eigene Tor. 

Nemanja reagierte prompt und rotierte, nahm sich selbst aus dem Spiel und wechselte Cai zusätzlich ein. Rachid wurde nach vorn gezogen – wieder eine taktische Meisterleistung. Fünf Minuten nach dem Ausgleich erzielte Rachid nach einem 35 Meter-Freistoß die erneute Führung für die DW. Weitere fünf Minuten später wurde die Führung durch Mo ausgebaut, unter freundlicher Mithilfe des sonst starken Gästekeepers. 

Schnell baute Nemanja die Mannschaft taktisch um von einem 4-4-2 über ein 4-2-1-3 zu einem 5-4-1 mit ihm als zentralem Defensivspieler. Die Bonobos fanden kein Durchkommen mehr. Jegliche Angriffe wurden bereits im Keim erstickt. Bei so viel Enthusiasmus wurde die DW bei einer Vorwärtsbewegung ausgekontert, auf der rechten Seite fand eine präzise Flanke den Kopf eines Gegenspielers, der platziert gegen die Laufrichtung einnetzte. Der einzige Makel, denn kurz danach wurde abgepfiffen. Am Ende steht ein ansehnliches 3:2 für die DW, taktisch diszipliniert, mental ruhig und besonnen.

Statistik und Realität

Statistisch gesehen bringen Trainerwechsel keine signifikant positiven Auswirkungen für die Mannschaftsleistung. Doch nach der Übernahme von Nemanja sind die Fakten zumindest in Bonn eindeutig: Die DW hat den vorzeitigen Klassenerhalt geschafft, steht auf Platz 6 der Tabelle (32 Punkte), lediglich einen Punkt hinter dem Altmeister Taxi und 14 Punkte vor dem Titelaspiranten Zürich. 

Bei einer so starken Leistung, einem breiten Kader und dem neuen Konzept von Trainer Nemanja wird es wohl für die alten Hasen Bahri und Johann schwierig werden, in den nächsten Spielen in den Kader der Mannschaft zu rücken. Eines steht laut Nemanja schon fest: Johann wird für das nächste Spiel in einer Woche gegen Zürich nicht berücksichtigt.