Am 18. April ist Premiere: Das Cricket-Team der DW mischt erstmals in der Bundesliga mit. Der Sprung in die höchste Spielklasse ist für Teamchef André Leslie kein Wagnis: „Mit etwas Glück können wir uns von den Abstiegsplätzen fernhalten. Wir sind heiß auf das Abenteuer!“
Der Saison-Auftakt musste allerdings verlegt werden: Statt in Bonn geht es für die Mannschaft von DW Sport plus nach Düsseldorf, wo es am Karfreitag kein Verbot für öffentliche Sportveranstaltungen gibt. In bundesweit sechs Regionen spielen jeweils sechs Vereine um die Plätze, die Besten treffen am Ende in einer Meisterschaftsgruppe aufeinander. „Wir werden in der West-Staffel zunächst kleine Brötchen backen. Mit etwas Glück könnten wir aber im August die Finalrunde erreichen“, macht André Leslie sich und der Mannschaft Mut.
In mehreren Freundschaftsspielen konnten sich die DW-Jungs 2013 messen, ihre Bundesligareife beweisen und die Lizenz beantragen. TV-Kameras blieben außen vor, Cricket spielt noch eine Außenseiterrolle. „Es gibt kaum gute Trainer, die den Nachwuchs begeistern können“, sieht Leslie einen Grund für die mangelende Popularität der 1598 erstmals in England erwähnten Sportart.
Das vor allem in Asien beliebte Cricket ist ein Schlagball- oder Abwurfspiel für zwei Mannschaften mit jeweils elf Spielern. Ähnlich wie im Baseball gibt es eine „werfende“ und eine „schlagende“ Mannschaft. Ein Spiel kann bis zu sieben Stunden dauern.
André Leslie, Redakteur im Englisch-Programm in Bonn, hat es immerhin bis in die deutsche Nationalmannschaft geschafft. Dort ist ein gewisser Asif Khan Kapitän; in der Weltrangliste hat sich seine Mannschaft von Platz 50 innerhalb weniger Jahre auf Rang 39 vorgespielt. Gleichwohl: Das Niveau ist deutlich niedriger als etwa in Sri Lanka. Leslie: „Es entspricht ungefähr der vierten Division. Deutschland ist eindeutig Entwicklungsland.“
Leslie kam 2005 nach Deutschland; zuvor hatte er sich in Australien mit dem Cricket-Virus infiziert, in der dortigen Bundesliga Erfahrung gesammelt. Statt die Profi-Laufbahn einzuschlagen, entschied sich der heute 32-Jährige Jura-Absolvent für Deutschland. In Berlin arbeitete er zunächst als Praktikant in der Sport-Redaktion der DW, ab 2011 vertiefte er seine Medienkenntnisse bei einem Volontariat. Inzwischen fühlt sich Leslie in Bonn recht wohl, sowohl beruflich im Funkhaus als auch privat unter anderem beim Cricket. „Wir haben gute Trainingsbedingungen: im Winter in einer Sporthalle in Tannenbusch, im Frühling geht es raus in die Rheinaue.“ Auf 15 Spieler will er sein DW-Team ausbauen, die meisten kommen aus Indien und Pakistan. In Deutschland geborene Spieler sind noch Mangelware, „wir arbeiten dran, das Interesse am Cricket zu stärken“. Das Zugpferd Bundesliga könnte dabei dienlich sein und die Sportart besser ins Bonner Rampenlicht rücken.
„Wir brauchen mehr Jugendarbeit in Deutschland, dann kommt der Nachwuchs automatisch“, ist Leslie sicher. Er weiß, wovon er spricht: Der frischgebackene Pressesprecher des Deutschen Cricket-Bundes (80 Vereine, 4.000 Mitglieder) wirbt in seiner Freizeit an Kölner Schulen für seine Sportart. Und darum, „dass Cricket in Deutschland alltäglich wird“.
Wer mal etwas Cricket-Luft schnuppern möchte, kann das DW-Sommerfest in Bonn nutzen (5. September). Dort will der frischgekürte Bundesligist zeigen, warum die Spieler nicht viel von Maulwurfshügeln, dafür umso mehr von dick gefütterter Spielkleidung halten.