Fast hätte es geklappt mit dem ersten DW-Sieg bei der 50. Auflage des ARD/ZDF-Fußballturniers, das die Deutsche Welle am Fronleichnamswochenende auf der Sportanlage Wasserland in Bonn-Kessenich ausrichtete. Doch schließlich musste sie sich im Finale dem WDR im Elfmeterschießen geschlagen geben.
Die Parallelen zu höheren Fußballwelten waren dabei nicht zu übersehen: In der Champions League 2012 hatte im Halbfinale der FC Chelsea mit einer ausgeklügelten Defensivtaktik den damals haushohen Favoriten, den FC Barcelona, ausgeschaltet und war ins Finale eingezogen. Zu diesem Finale wurden die Londoner vom FC Bayern München empfangen, der Heimrecht genoss und mit dem Aus des Titelverteidigers nicht nur dessen Favoritenrolle übernahm, sondern das Finale auch dominierte und folgerichtig 1:0 in Führung ging. Erst wenige Minuten vor Abpfiff mussten die Bayern nach einer Standardsituation den Ausgleich hinnehmen und im Elfmeterschießen schließlich eine Niederlage einstecken.
Beim diesjährigen ARD/ZDF-Turnier hieß der FC Barcelona Südwestrundfunk (SWR). Das Team aus Baden Baden hatte die letzten vier Auflagen des Turniers gewonnen und dominierte seine Vorrundengruppe nach Belieben. Der ARD-ZDF-Deutschlandradio Beitragsservice (ehemals GEZ), die GIS (Gebühren Info Service – das österreichische Äquivalent zu unserem Beitragsservice) sowie der Deutschlandfunk wurden vom SWR klar geschlagen, so dass sich dieser als Gruppenerster fürs Halbfinale qualifizierte. Zweiter wurde die ehemalige GEZ, die im entscheidenden Duell gegen ihre österreichischen Kollegen mit 5:3 die Oberhand behielt.
Deutlich spannender war der Kampf um die Halbfinalplätze in der Gruppe B, in der der WDR mit drei Siegen aus den ersten drei Spielen einen optimalen Start hinlegte. Die von Bahri Cani trainierte Deutsche Welle startete gegen das Team vom Deutschland Radio Berlin ins Turnier und ging in diesem Spiel auch früh in Führung, musste jedoch noch vor der Pause durch einen Sonntagsschuss den Ausgleich hinnehmen. In der zweiten Hälfte rannte die DW-Elf lange zeit vergeblich auf das Tor der Berliner an. Erst in den Schlussminuten konnte sich die DW-Elf noch einen 4:1 Sieg herausschießen. Im zweiten Gruppenspiel war der Hessische Rundfunk der Gegner der Deutschen Welle. Zwar dominierte die DW-Elf das Spiel über die gesamte Dauer, doch die vielbeinige hessische Abwehr ließ nur wenige klare Chancen zu, und am Ende stand ein torloses Remis. Dieses Unentschieden bedeutete, dass ein Sieg gegen den WDR im dritten Gruppenspiel vonnöten war, um dem SWR im Halbfinale aus dem Weg zu gehen. Mit der bis dato besten Turnierleistung ließ die DW-Elf dabei keinen Zweifel am Gruppensieg aufkommen. Durch zahlreiche flüssige Kombinationen wurde der Gegner unter Druck gesetzt und drei Tore wurden herausgespielt. Der verdiente 3:1 Sieg ließ damit alle Chancen für den zweiten Turniertag offen.
An diesem stand zunächst der RBB auf dem Programm, den die DW-Elf ebenfalls 3:1 besiegte. Somit wartete nun im Halbfinale mit der GEZ ein vermeintlicher Underdog. Die Deutsche Welle ging früh in Führung, musste jedoch durch einen umstrittenen Handelfmeter den Ausgleich hinnehmen. Erst kurz vor der Pause konnte die DW-Elf erneut in Führung gehen. In der zweiten Hälfte zeigte sich dann die spielerische und vor allem auch konditionelle Überlegenheit des Gastgebers. Es klingelte noch vier Mal im Kasten der Kölner Gebühreneintreiber, so dass am Ende ein ungefährdeter 6:1 Sieg stand, der den Finaleinzug perfekt machte.
Währenddessen passierte auf dem Parallelplatz Ungewöhnliches: Überraschend, aber nicht unverdient war dem WDR im Halbfinale gegen den SWR kurz vor Schluss der 1:1 Ausgleich gelungen, so dass es zum Elfmeterschießen kam. Zwar hatte der SWR, ähnlich dem FC Barcelona im Champions League Halbfinale 2012, deutlich mehr Ballbesitz, eine konzentrierte Defensivleistung und Konsequenz im Abschluss reichten den Kölnern jedoch zum Unentschieden. Da das erste Halbfinale bereits beendet war, fokussierte sich nun die gesamte Aufmerksamkeit der Sportanlage auf das Elfmeterschießen. Da nach vier SWR-Turniersiegen in Folge die Sehnsucht nach einem neuen Sieger groß war, war die Sympathiefrage unter den Zuschauern schnell geklärt – und der Jubel groß, als der WDR den entscheidenden Elfmeter zum Finaleinzug versenkte.
Der SWR erreichte damit nur das kleine Finale um Platz drei, in dem er die ehemalige GEZ jedoch klar bezwang. Zudem sicherte sich der RBB gegen die GIS Platz 5 und der Hessische Rundfunk gegen den Deutschlandfunk Platz 7.
Im Finale kam es nun zu einer Neuauflage des Vorrundenspiels der beiden besten Teams der Gruppe A: Deutsche Welle gegen WDR. Die DW-Elf begann diese Partie erneut dominant. Nach einem Handspiel im Strafraum verwandelte Ardian Shala den fälligen Elfmeter zur 1:0 Führung. Der Elfmeter hatte nun die WDR’ler in Rage gebracht. Sie diskutierten unentwegt mit dem Schiedsrichter, und nach einer wiederholten Unmutsäußerung des WDR-Liberos entschied der Unparteiische auf indirekten Freistoß für die DW-Elf im WDR-Strafraum. Die Proteste der WDR-Spieler waren daraufhin so groß, dass der Trainer der Kölner auf den Platz kommen musste, um sein Team zu beruhigen. Nach längerer Unterbrechung konnte die Deutsche Welle den Freistoß nicht im Tor platzieren, blieb aber auch weiterhin das überlegene Team in Hälfte eins. Nach dem Seitenwechsel änderte sich zunächst nichts: Die DW-Elf hatte die größeren Spielanteile und konnte sich weitere Gelegenheiten erspielen, verfehlte jedoch wiederholt aus aussichtsreicher Position. Sieben Minuten vor dem Ende kam es dann, wie es so oft kommt, wenn die eine Mannschaft das Tor nicht trifft: die andere macht das Tor. Nach einer Standardsituation war plötzlich der Mittelstürmer des WDR völlig frei vor dem Tor und markierte den Ausgleich. Die DW-Elf versuchte nun noch einmal alles, um das drohende Elfmeterschießen abzuwenden, doch es blieb beim 1:1 und es kam zum selben Showdown wie 2012 in der Münchener Allianz Arena, wo der FC Bayern am Ende trotz drückender Überlegenheit während des Spiels am Ende gegen den FC Chelsea den Kürzeren zog.
Das Elfmeterschießen begann zunächst vielversprechend. Der erste WDR-Schütze verschoss. Mit Philip Verminnen konnte jedoch nur ein einziger DW-Akteur den Ball im Tor unterbringen, der WDR dagegen zeigte sich in der Folge treffsicher und freute sich so über den ersten Titel seit 1967.
Auch wenn die Deutsche Welle als Ausrichter ein hervorragendes Bild abgegeben („und für das Wetter konntet ihr nichts“, wie WDR-Spartenleiter Manfred Biallas richtig erkannte) und über beide Tage stets starke Leistungen abgerufen hatte, machte sich nun Enttäuschung breit. Der Titel schien so nah, doch am Ende reckte der WDR die Schale in die Höhe. Mut macht jedoch der Blick in die noch jüngere Champions League Geschichte. Nach dem verlorenen Finale zu Hause griff der FC Bayern erneut an und sicherte sich schließlich den silbernen Henkelpokal in London. Für die DW-Elf geht es im kommenden Jahr nicht in die britische, sondern in die deutsche Hauptstadt, wo der RBB das Turnier ausrichtet. Weitere Parallelen sind dabei durchaus erwünscht.